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Nicht alle Anleger stehen auf Nachhaltigkeit. Aber lohnen sich „Sünden-Investments“?
Anlagestrategie

Kann denn Investieren Sünde sein?

"Sünden"-ETFs gelten als besonders renditestark. Doch das gilt nur in Teilbereichen. Tabak- und Glücksspiel-Unternehmen zum Beispiel sind für Anleger nicht besonders gewinnbringend.

05.07.2024 | 06:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Nachhaltigkeit ist eigentlich eine gute Sache. Nur noch Starrköpfe leugnen die Vorteile Erneuerbarer Energien und nachhaltigen Wirtschaftens. Nicht wenige davon, die den Klimawandel leugnen und entschiedenes Gegensteuern  ablehnen, handeln aus Eigeninteresse. Entweder, weil sie daraus politisches Kapital schlagen können oder weil sie ihr Geld in Branchen verdienen, die nicht eben als „grün“ gelten. Zu diesen zählen zum Beispiel Konzerne aus den Bereichen Glücksspiel, Pornografie, Tabak, Rüstung sowie Kohle- und Ölförderung.

Aber auch Anleger kommen zuweilen ins Zweifeln, ob sie tatsächlich nur ESG-konform investieren wollen. Zum Beispiel dann, wenn ihr Finanzberater – wie gesetzlich gefordert – ihre Nachhaltigkeitspräferenzen abfragt und ihnen anschließend womöglich erklärt, dass das Anlageuniversum, das ihnen jetzt noch zur Auswahl steht, stark eingeschränkt ist. Fonds, die in Unternehmen aus den oben genannten Branchen von Glücksspiel bis Ölförderung investieren, sind dann sowie ausgeschlossen. Aber auch viele andere Fonds, die nicht gemäß Artikel 8 oder Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung handeln, sind unter Umständen tabu – je nach Angabe der persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen. Nicht wenige Berater empfehlen ihren Kunden deshalb, lieber ohne limitierende ESG-Einschränkungen zu investieren. Ihr Argument: Nachhaltig investierende Fonds sind deshalb ja nicht ausgeschlossen. Aber eben auch nicht alle anderen.

Für Anleger, die solch einer Empfehlung folgen und die darüber hinaus ohnehin keine ethischen oder ökologischen Bedenken bei der Geldanlage haben, könnten dann auch Fonds interessant sein, die ganz gezielt in nicht-ESG-konforme Assets investieren. Das kann sich aus rein renditeorientierter Betrachtung lohnen. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass zum Beispiel Rüstungsunternehmen oft hochprofitabel sind und insbesondere im Moment Hochkonjunktur haben. Wie stark deren Aktienkurse gerade steigen, lässt sich an der Entwicklung der beiden in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen ETFs beobachten: Der Future of Defence ETF von HANetf investiert in Rüstungs-Unternehmen und Anbieter von Cybersicherheitslösungen, die Verträge mit der NATO oder deren Verbündeten haben. Der ETF wurde ziemlich genau vor einem Jahr aufgelegt. Seitdem ist der Kurs des börsengehandelten Fonds um 38 Prozent gestiegen. Der VanEck Defense UCITS ETF überzeugt mit einer ähnlich starken Performance. Zum Vergleich: Der Weltindex MSCI World schaffte im selben Zeitraum nur eine Wertsteigerung von 22 Prozent.

Viele Anleger halten auch Tabak- und Glücksspiel-Konzerne für hochinteressant. Schließlich gilt deren Kundschaft als treu. Aus Gründen. Doch ein Blick auf die jüngsten Performance-Werte weckt Zweifel, ob Geschäftsmodelle, die auf Sucht bauen, sich für Investoren tatsächlich immer so profitabel rechnen. ETFs, die in Aktien von Unternehmen aus den Bereichen Glücksspiel, Cannabis und Tabak investieren, schnitten in den vergangenen zwölf Monaten schlecht ab (siehe Tabelle). Deutlich besser entwickelten sich zuletzt ETFs, die in klassische Ölförderer und Explorationsfirmen investieren. 

Noch lohnender ist offensichtlich das Geschäft mit der Kernenergie. Den Beweis treten ETFs wie der VanEck Uranium and Nuclear Technologies oder der HANetf Sprott Uranium Miners an. Mit einer Jahresperformance von rund 49 beziehungsweise 57 Prozent stellen sie alles in den Schatten, was jenseits aller ethischen und ESG-Kriterien zu haben ist. Wobei das mit der Einordnung so eine Sache ist. Das Europäische Parlament geht gnädig mit der Energie-Branche um. Investitionen in Erdgas und Kernenergie gelten seit dem 1. Januar 2023 als nachhaltig und erhalten ein grünes Öko-Siegel. Anleger, die in die betreffenden ETFs investieren wollen, sollten bei der Frage nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen trotzdem keine Einschränkungen vornehmen. Die oben genannten ETFs sind gemäß SFDR als Artikel-6-Fonds klassifiziert. Wer aus Überzeugung nachhaltig investieren will und dies im Beratungsgespräch äußert, bekommt sie also nicht angeboten.

Fun fact: Seit den Jahren der Corona-Pandemie kursieren in den USA explizit ESG-feindliche ETFs mit Namen wie God Bless America ETF oder 2ndVote Society Defended ETF. Der Point Bridge America First ETF mit dem Börsenkürzel MAGA - in Anlehnung an den Wahlkampf-Slogan "Make America Great Again" - wurde bereits 2017 aufgelegt und ist vor allem bei Trump-Fans sehr beliebt. Besonders erfolgreich ist das Anlagevehikel allerdings nicht. In den zurückliegenden drei Monaten hat der ETF rund vier Prozent an Wert verloren. Für einen „MAGA“-Fonds ist das ziemlich mager.

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